Mooreiche
Fundort:
Im Limmattal höhe Diedikon ca. 100m von dem Limmatufer entfernt,
in 9m Tiefe ausgegraben.
Herr Dr. Georges Bonani nimmt eine Probe für -14-C AMS Altersbestimmung.
Eine ganz besondere Rarität, 1,45m Durchmesser am Wurzelansatz, Stammmittig 1,0m.
So eine Altersbestimmung ist nicht gerade billig!
Ich bezahlte sie Herr Dr. Georges Bonani
mit einer Scheibe vom Grossen.
Sie wurde zum langsamen austrocknen zwischen zwei Paletten gespannt,
und im Keller gelagert. Danach wird sie geschliffen und an einer Wand ihre ganze Pracht zeigen.
Eine Kostbarkeit aus biblischer Zeit!
Wissenswertes über Subfossile Mooreiche, Schwarzeiche:
Lateinischer Name: Quercus spp
Manche Fundstücke, die heute in Museen gezeigt werden, ruhten vordem Jahrtausende unerkannt in der Erde. Aus einem solchen Schlaf wurden 2002 mehrere Mooreichenstämme geweckt, als die Aushubarbeiten für ein Industriegebäude zwischen Baden und Zürich ca. 9m in der Tiefe vorgedrungen waren. Kies, Schlamm und Grundwasser konservierten sie genau 6500 Jahre. Die ETH Höngerberg (Dr. G. Bonani) ermittelte mit der 14-C- Methode dieses biblische Alter. (siehe Zertifikat oben) Als diese Bäume aufwuchsen, kämpfte David mit Goliath. Und das Leben in Zürich stand im ausgehenden Bronzezeitalter. Damals war das Zürichsee-Ufergebiet im grossen Hafner, im Gebiet der Mozartstrasse und in Wollishofen schon besiedelt.
Die aufgefundenen "Zürcher Mooreichen" konnten im letzten Moment vor der "Entsorgung" gerettet werden, nur dank Herrn Erasmo Di Fonzo, der bei der Firma Agir Ag in Affoltern am Albis als Professioneller "Entsorger" sehr erfolgreich tätig ist, kann es verdankt werden, dass diese nicht in der Kehrichtverbrennung gelandet sind. (...!?!...)
Ihr Auftauchen hat meine Künstlerseele berührt.
Es handelt sich hierbei um die Reste der Bäume, die beim Wachstum des Moores erstickt wurden und dann im Torf erhalten blieben, wenn dieses Holz weich ist, sind es die Reste von Erle, Birke, Esche oder Weide, wenn es hart ist, handelt es sich um Kiefer, Eibe oder Eiche. In den meisten Fällen ist es Eichenholz; die Eiche war wohl vor dem Wachstum der Moore der Baum mit der stärksten Verbreitung. Vorkommen nur in Europa, besonders Mitteleuropa. Spez. Gewicht ca. 800 kg/m3. Mooreichen haben andere mechanische Eigenschaften als Eichen der Gegenwart. Das Schwindverhalten ist extrem. "Normale" Eiche schwindet in radialer Richtung etwa 10...12%, während Mooreiche bis zu 33% schwindet. Stellt man sich eine Baumscheibe in Form einer Torte vor, so können, -falls die Torte in 12 Stücke geschnitten währe - 4 Stücke einfach ver"schwinden"! Aufgrund dieses Verhaltens ist es sehr selten, ein nicht gerissenes Stück Mooreiche bearbeiten zu können.
Während das Splintholz im Torf zersetzt wird, bleibt es im Wasser-Kies-Sandgemisch erhalten. Das Kernholz wird stahlhart und die Farbenvielfalt der fossilen Eichen variieren von hell dunkelbraun, Grausilber bis brandschwarz, ähnlich dem Ebenholz aus den Tropen, abhängig von der Lagerung. In Lehmböden blieb die Farbe unverändert, in Kies- Sandböden gefundenes Eichenholz hat einen warmen, dunkelbraunen Farbton und Moorwasser beizt das Holz tiefschwarz. Diese extreme Verfärbung verdankt die Mooreiche von den im Wasser gelösten Eisen (Eisenionen, Eisensalzen), es verbindet sich mit der im Holz vorhandenen Gerbsäure (Gerbstoffreaktionen) zu einem unlöslichen, schwarzen Farbpigment. Die Intensität der Farbe nimmt mit Lagerdauer zu.
Die Mooreiche ist ein sehr wertvoller und rarer Rohstoff, und ein Dokument unserer Naturgeschichte.
Mooreichenholz ist ein Holz mit besonderem Charakter, in dem Wachstum und Zerfall ihre Spuren hinterlassen haben, ein Material mit Struktur, ausdruckstarke, bizarre, und sehr grosse Formenvielfalt hergibt, ideal für die künstlerische Gestaltung.
Nasse Mooreiche ist weich wie Butter, getrocknet ist sie hart wie Stahl. Je nach Grösse des Stückes dauert es mehrere Jahre, bis das Holz getrocknet ist und zur weiteren Bearbeitung geeignet. Die Trocknung von Mooreiche erfordert grösste Sorgfalt und sollte nur an der Luft vorgenommen werden. Auf Grund der starken Neigung zum Reissen sollte das Holz vor Zugluft, grosser Wärme und Sonneneinwirkung geschützt werden. Zunächst wird das Holz von den verfaulten Resten gesäubert. Danach wird es mit Drechseleisen, Schnitzmesser und Schleifpapier bearbeitet bis es die endgültige Form gefunden hat. Mooreiche hat aufgrund ihrer langen Lagerung im Kies einen hohen mineralischen Anteil in ihren Aussenregionen. Dies wirkt sich äusserst störend aus, weil dadurch mein Werkzeug beschädigt wird und sehr schnell stumpft. Auch sind Spechtlöcher, Astlöcher, Spalten etc. immer verkieselt. Dieser festgebackene Kies lässt sich nur sehr schwer entfernen und erschwert die Bearbeitung, macht sie aber spannend und hochinteressant. Vorzugsweise behandelt man die fertig polierte Oberfläche des Mooreichenholzes mit diversen Ölen oder Wachs. So hat sich aus diesem fossilen Rohmaterial eine Skulptur, Schale, Schmuck, Knöpfe, Furnierholz, Messerholz, Waffenholz, Möbel, Parkett oder andere filigrane Gegenstände heraus gearbeitet, als Überbleibsel eines Baumes, der vor tausenden von Jahren wuchs. Es handelt sich um Eichen, die vor 600 bis 8500 Jahren gewachsen sind, durch Naturereignisse gefällt wurden und die Verkohlung begonnen hat. Stämme werden bis zu 20m länge und 1,5m Durchmesser gefunden. Die Haltbarkeit: Nicht witterungsfest. Mässig beständig gegen Pilz und Insektenbefall.
Ich verarbeite natürlich auch viele andere Hölzer, mein Lieblingsholz aber ist die Mooreiche. Sie ist wie meine Katze: störrisch und unberechenbar, hat aber einen grossen Charakter.
Der feine Staub, der beim Schmirgeln der Mooreiche übrig bleibt, wird gesammelt, gesiebt und gereinigt, um dann zu einer Malfarbe, füllen von kleinen Rissen usw. Verwendung findet.
Ich
habe festgestellt, dass die Einfachheit, wie Constantin Brancusi sagt, zwar
kein Ziel der Kunst ist, "aber man gelangt zu ihr, ohne es zu wollen,
indem man sich dem Wesentlichen nähert".
Heinz Hintermann 25.Juni 2004